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Sport im Übermaß kann dem Herzen schaden

Regelmäßige Bewegung tut der Herzgesundheit bekanntlich gut. Übertriebener sportlicher Eifer kann jedoch kontraproduktiv wirken, wie verschiedene Studien belegen.

Sport ist gesund, auch und vor allem für das Herz-Gefäß-System. Empfehlenswert ist in dieser Hinsicht in erster Linie Ausdauersport, also eine gleichmäßige schweißtreibende Betätigung ohne Belastungsspitzen. Wichtig dabei: Das Pensum und die Intensität sollten auf die individuelle Leistungsfähigkeit abgestimmt sein.

„Regelmäßig Sport zu treiben hat auf vielerlei Ebenen positive Effekte: Es wirkt hohem Blutdruck entgegen, ebenso Übergewicht und Diabetes. Neben den kardiologischen Vorteilen gibt es auch orthopädische, denn der Stütz- und Bewegungsapparat profitiert, wenn die Muskulatur trainiert wird“, erklärt der Herzmediziner Dr. Shwan Hussein, der am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin-Mitte eine kardiologische Gemeinschaftspraxis betreibt. „Hinzu kommt die psychologische Wirkung. Sport hilft beim Abbau von Stresshormonen und fördert die innere Ruhe. Das wiederum ist – neben der Lebensqualität – auch der Herzgesundheit dienlich.“

Im Bemühen, ihrem Körper und ihrer Seele etwas Gutes zu tun, schießen jedoch viele Menschen übers Ziel hinaus. Wer sich beim Sport zu stark verausgabt, riskiert kardiovaskuläre Schädigungen, etwa Herzrhythmusstörungen infolge von Herzmuskelvernarbungen. Das haben einschlägige Studien mehrfach belegt.
 

Gefährdet sind vor allem Männer

An der Uni-Klinik Hamburg-Eppendorf beispielsweise wurden im vergangenen Jahr 83 Triathleten untersucht, also Sportler, die ihrem Körper ein besonders hohes Pensum abverlangen. Bei 10 der 54 männlichen Teilnehmer wurden Herzmuskelvernarbungen festgestellt, das ist mehr als viermal so viel wie im Durchschnitt der Bevölkerung. Unter den 29 Teilnehmerinnen hingegen gab es keinen einzigen Fall. Eine mögliche Erklärung könnte laut Mutmaßungen der Forscher in der Wirkung des männlichen Hormons Testosteron liegen, oder aber in einer zurückhaltenderen (vernünftigeren) Herangehensweise der Frauen.

Auch eine britische Studie bestätigt nachteilige Effekte intensiver sportlicher Belastung. Bei einer Untersuchung der Arterien von „Normalsportlern“ und Leistungssportlern stellte sich heraus, dass Letztere deutlich mehr Koronarplaque („Arterienverkalkung“) aufwiesen. Immerhin: Das Herzinfarktrisiko scheint dadurch nur bedingt zu steigen, denn die Plaque ist stärker kalzifiziert und damit stabiler als üblich – dass Stücke herausbrechen und die Arterie verschließen, ist damit weniger wahrscheinlich als bei vergleichbar dicker Plaque mit gemischter Morphologie (Struktur).

Dennoch zeigen diese Beispiele, dass beim Sport Vorsicht geboten ist. Insbesondere beim (Wieder-)Einstieg sollte die Belastung nur langsam gesteigert werden. Um auf Nummer sicher zu gehen, lohnt sich auch eine kardiologische Begleitung durch einen Facharzt.